Deutsche Meisterschaft 2001

Die Meisterschaft ist Historie, der Meister steht fest, die Siegeshymnen sind verklungen. Sicherlich findet man den einen oder anderen Regattabericht an dieser Stelle, ich hatte mir fest vorgenommen, dieses mal nichts zu schreiben, ich sollte lieber mein Eisboot und meine Kufen für die kommenden Aufgaben besser präparieren. Leider steht das (Eis) Telefon bei mir nicht still, Gerüch(t)e wehen herüber und manches, was ich von DN Seglern, die NICHT anwesend waren, hörte, stimmte einfach nicht. Ich sehe mich darum gezwungen, hier noch einmal den Ablauf aus meiner Sicht zu berichten. Dabei kann ich dann auch gleich ein paar Danksagungen anbringen, die ich im Eifer des Gefechts und mit der „dicken“ Wirtin im Arm und dem Bürgermeister von Goldberg im Rücken, vergessen hatte, zu erwähnen.

Die Wetterlage war die ganze letzte Woche unklar. Es war teilweise kalt, einige kleine Seen im Umkreis hatten eine geschlossene Eisdecke, die Schlei brach aber wieder auf. Ich kaufte ein neues Digitalthermometer und zweifelte schon an der Funktion, als es im Gegensatz zum Wetterbericht, als tiefste Temperatur der Nacht: -0,2° anzeigte und nicht die versprochenen –8°C. Draußen war allerdings kaum Rauhreif zu sehen, die bittere Pille mußte geschluckt werden. Ich hatte Donnerstag, den 18.1. Besuch, der mich bis zum Abend in Atem hielt. Keine Zeit die Eislage zu verfolgen. Kein Interesse im Internet herumzustochern. Die bei mir freundlicherweise eingehenden Anrufe sprachen von Goldbergsee und Steinhude. Eine gewisse Spannung war zu spüren. Die Tendenz ging in Richtung Steinhude. Ich sattelte die Hühner und fuhr gegen 23.00h los. Wetterbericht für Niedersachsen: bis minus 7°C. Ich kam um 01.00h beim SLSV an. Das Thermometer zeigte: -1°. Am Morgen gab es leichte Sonne, schönes Spiegeleis, am Takelplatz: 4,8cm, weiter draußen: 5,8cm. Nach und nach trudelten die Polen ein, dazu einige bekannte Gesichter, wie Bocki aus Berlin und Holger aus Kiel. Wir takelten auf sicherem Eis auf, Heiner Forstmann befuhr die Fläche und gab folgende Warnung aus: Der Osten des Meeres war noch vor zwei Tagen offen, weiter links, mittig, fuhr er mit der Steuerkufe in ein Loch, kam aber wieder raus. Wir bauten also sicherheitshalber lange Steuerkufen an.

Wir fanden eine schöne Fläche zum trainieren und segelten mit den Polen bestimmt 10 – 12 zwei-Runden Rennen ohne Gefahr. Man durfte sich allerdings nicht mit mehr als 5 Leuten zusamenstellen. Da krachte das Eis, brach aber nicht, weil es jung und stark war. Dann begann plötzlich die Action: Bocki brach ein, allerdings weit weg von der Trainingsfläche, auf einem Alleingang. Uwe Diekmann versuchte es im Osten und brach prompt auf 2 Tage altem Eis ein, 2 Hubschrauber versuchten uns vom Eis zu vertreiben. Also: Eishockey in Ufernähe. Inzwischen liefen wohl die Telefone heiß. Uns war klar, Eis wächst definitiv nicht durch excessives herumtelefonieren! Steinhude war nicht sicher für eine Deutsche Meisterschaft. Inzwischen hatten die „Offiziellen“ entschieden: Goldbergsee. Wir packten also und reisten ab und fanden am Samstagmorgen am Goldbergsee phantastisches Spiegeleis (Black Ice, der Traum eines jeden Eisseglers) vor. Leider wenig Wind, aber das Eis war von selten guter Qualität. Es gibt dort am See allerdings einen Bacheinlauf. Dieser war von Detlef aus Schwerin schon am Freitag in Augenschein genommen worden und er hatte die brüchige Fläche großzügig mit Schilf abgesteckt. Es war dieses wohl die beste und deutlichste Sicherung einer gefährlichen Eisfläche, die ich seit langen Jahren gesehen habe. Kein Wunder allerdings, Detlef ist einer von uns „Alten“. Früher, ganz früher, da gab es immer wieder Regatten auf Seen mit markierten Flächen, diese Flächen sind „für mich“ zum besegeln ausgeschlossen. Dafür wird das ja gemacht. Die Regattafläche war groß, sehr groß sogar, das Rundenlimit lag, wie ich mich erinnere, bei 14 Min.

Der Wettbewerb scheint bei einigen Teilnehmern den Blick zu trüben. Jedenfalls startete ich im ersten Lauf der DM, Gruppe A, auf der Steuerbordseite mit den bekannten Schnellseglern und diese segelten weit in die Absperrung hinein. Ich hattte Jakob Schneider im Auge, er wendete vor dem Gebüsch, ich auch etwas knapper, und wir segelten auf Backbordbug an den Schilfmarkierungen, die über einen Meter hoch aufragten, vorbei. Überhaupt kein Problem, keine Behinderung, einfach nur ein einzuplanendes Hindernis. Wieso jetzt plötzlich Gerüchte aus dem Süden auftauchen, wir hätten auf brüchigem Eis gesegelt, kann ich nicht verstehen und ich muß auch sagen, daß wird denjenigen, die sich Gedanken gemacht haben, die diese tolle Meisterschaft aus dem Ärmel organisiert haben, nicht gerecht. Wer dort hineinfuhr, einbrach und bei den anschließenden Rettungsaktionen noch die Kollegen gefährdete, der handelte einfach fahrlässig. Ich habe selbst am Freitag in Steinhude einen eingebrochenen DN rausgefischt. Ich war froh, daß der betroffene Segler schon auf sicherem Eis stand, aber der Job erforderte das kriechen über 2-3cm Eis und ich hätte auch leicht baden gehen können. Auch dort hatte ich mich maßlos geärgert, weil der Segler vorher gehört hatte daß der Ostteil unsicher war. Und dann segelte er dort mutterseelenallein hin, brach ein und wartete auf Retter. Man konnte ihn aber kaum sehen im Dunst. Freunde, so geht das NICHT!

Zurück zur DM: Rainer, ein toller Job und ich muß sagen, die Hilfe, die Du von der Flotte Mitte (Steinhude) bekommen hast, war großartig. Eigentlich war ja die Nordflotte zuständig, also, wir hätten die Linie, die Ergebnisse und den ganzen Ablauf organisieren müßen. Die Freunde aus Steinhude machten aber die Arbeit. Sie verstanden es als Generalprobe für die Europameisterschaft. Danke an Heiner Forstmann, daß Du die Linie so toll präpariert hast. Muß ein Riesenjob gewesen sein und wer da sinnlos und ohne Verstand drübergefahren ist, der sollte sich bei Heiner entschuldigen und etwas in die DN Kasse einzahlen. Wer NEU ist, sollte sich dringend informieren. (Wer war eigentlich dieser P-36 mit dem rumfliegenden Sitzkissen, der sowohl zwischen den A und B Flotten Seglern, versuchte, aufuräumen?? Bist Du versichert?? Hast Du eine Idee, was da draußen ablief?? ) Also nochmal Dank auch an Harald Stuertz, der mit seinen Freunden Uwe und Jost die Tonnen ausgelegt und wieder eingeräumt hat. (Er lies uns nicht ran, als wir abends abbauen wollten, Danke nochmal, daß du die Luvtonne für die Abschlußtrainingsrunde (nach dem letzten offiziellen Lauf) noch für uns hast stehen lassen. Dank auch den Damen aus Steinhude, vom Dümmer und aus Schleswig/Berlin. Toller Job. Starke Blase. Beim Bau der Tonnen hat leider niemand an Euch gedacht. Früher wurden sie noch so gestaltet, daß man sich da auch mal reinhocken konnte. Dank an Dietmar, unseren Computerguru, sehr regelsicher, nur auf Schlittschuhen ungewohnt unsicher, lieferte bereits Ergebnislisten, kaum das alle abgebaut hatten. Von den Dänen (immerhin Dan Petersen, einer der besten Wassersegler) und dem neuen Deutschen Meister , Darius Kardas (P-13) hörte ich nur Lob über die Organisation und das Revier. Eigentlich schade, daß unsere süddeutschen DN Segler es nicht geschafft hatten. Ich verstehe, daß die Entscheidung für das Revier erst spät fiel, aber man hätte…….Freunde es gibt doch Handys und hinter den Kasseler Bergen geht es immer weiter nordwärts: Steinhude oder Goldberg, das lag in der richtigen Richtung. Das war seit Donnerstag bekannt. Wir würden auch gerne einmal wieder zu Euch kommen, auch wenn ihr erst Freitag spät entscheiden könnt, wo es sicheres Eis gibt. Haupsache wir wissen in Höhe Nürnberg, in welche Richtung wir abbiegen müssen.

See you on the Ice
Manfred
DN G-99